Vorab: Hab ihn schon letzten Mittwoch hier in Spanien gesehen, der Film scheint hier nach "Orfanato" alle Rekorde zu brechen und ein amerikanisches Remake ist dem Vernehmen nach auch schon in der Mache.
Inhalt ist nicht so wichtig, dennoch ein kurzes Wort dazu: Ein Fernsehteam macht eine Reportage mit Feuerwehrleuten, alles scheint seinen gewohnten, langweiligen Gang zu gehen. Bis das Team ausrücken muss...
Formal sieht das Filmchen aus wie "Blair Witch Project", also alles mit wirrer, aber wohl recht guter / teurer Handkamera gedreht, was ja auch nicht unpassend wirkt, schließlich soll ja eine Reportage für einen Fernsehsender aufgezeichnet werden. Der Film beginnt sehr gemächlich und steigert sich Stück für Stück ins Unermessliche. Nach lockeren Interviews, Spaß der Mitarbeiter bei den Dreharbeiten und jede Menge langweiliger Routine wird das Team (Feuerwehrleute, ein Wachmann und eben das Filmteam) zu einem Einsatz gerufen. In ein Altenheim oder Krankenhaus, irgend sowas. Eine blutüberströmte alte Frau wälzt sich am Boden. Als sich der Wachmann über sie bückt, beginnt eine Nacht des Terrors...
Was wir dann serviert bekommen geht so in Richtung Spannung und Härtegrad von "The Descent", alles immer superauthentisch wirkend, da die Kamera das Geschehen wie in "Blair Witch Project" einfängt, dem Zuschauer vorgaukelt, man hätte es hier mit realen Ereignissen zu tun. Und es funktioniert auch blendend. Was man hier so zu Gesicht bekommt tut wirklich weh. Zeitweise denkt man das sieht alles auch nicht viel anders aus als ein Amateur-Splatterfilm, aber dennoch liegen Welten dazwischen. Immerhin führt hier Balgueró Regie. Die Schauspieler machen zudem ihre Sache unglaublich. Was hier an Hysterie überzeugend eingefangen wird hab ich noch NIE gesehen. Auch gibt es hier Schockeffekte in zehnfacher Potenz eines "Ju-on: The Grudge". Unglaublich wie das Publikum im Kino geraunt und geschrien hat, Spannung und Angst waren geradezu spürbar. Immer wieder gibt es Momente wo ein Infizierter aus dem Nichts auf einen Menschen losgeht oder die Treppe nach oben rennt wie ein wildes Tier. So werden die Infizierten auch dargestellt, wie Raubtiere. Dazu wird auch vor der Darstellung tollwütiger Kinder nicht halt gemacht, es gibt da einen Moment den man nie vergessen wird, SO unheimlich und morbide hat man die Szene hinbekommen.
Eine Szene, die hingegen den Ekelfaktor nach oben treibt, bekommt man zu sehen, als einer der Verletzten mit einer Spritze in die offene Wunde behandelt werden muss. Wer am gleichen Tag gefrühstückt hat, wird Mühe haben, seine Kornflakes nicht auszuspeien.
Das Ende kommt dann recht abrupt (der Film geht nur ca. 80 min.), aber ist imo gut gelungen und ist bemüht die Story abzurunden und dem Zuschauer einen bitterbösen Ausgang zu bescheren. Auch hat mir der Beginn sehr gut gefallen, die Protagonisten sind eingesperrt in dem Gebäude und wissen nicht was vor sich geht, draußen fahren währenddessen die Behörden schwere Geschütze auf und erklären das Gebäude zum kontaminierten Quarantänegebiet.
Die letzten 10 Minuten münden dann auch in der unheimlichsten Sequenz des Films. Was mich dazu bringt einen Punkt besonders anzusprechen: noch nie hab ich gesehen, wie so effektiv mit Tönen und Kameraeinstellungen gearbeitet wurde. Der Balanceakt zwischen "zeigen was vor sich geht" und " es so aussehen lassen, als wäre alles real (im Bezug auf die Kameraführung) gelingt perfekt. Auch wenn der Ton mal aussetzt, weil die Kamera heruntergefallen ist, und man nur noch fassungslos auf die Bilder starrt..auf einmal setzt der Ton dann wieder ein und wir sind wieder mitten in dem unter die Haut gehenden hysterischen Geschrei der Protagonisten.
Ich finde den Film wirklich super, schon lang hab ich nicht mehr so viel Spaß im Kino gehabt - und die anderen waren ebenso meiner Meinung. Kanns kaum erwarten, bis das Teil auf DVD erscheint.
Unbedingt ansehen, auch die, die "Blair Witch Project" vielleicht nicht so viel abgewinnen konnten, denn hier haben wir es mit einer sauspannenden Hardcore-Variante des Themas zu tun.